Samstag, 4. Juli 2015
Familie next Chapter
Nachdem jetzt einige Wochen ins Land gegangen sind seitdem Geburtstag und dem Sturz meines Schwiegervaters ist mal wieder Zeit zu reflektieren.
Nach einigen Tagen wurde klar das ein Schlaganfall für den Sturz verantwortlich war.Mir war sofort klar das die Konsequenzen für meine Frau und meinen Schwager weitreichend werden würden.
In den ersten Tagen ging es noch um die Versorgung mit Klamotten,Zigaretten und allem was man sonst so braucht im Krankenhaus.Als das Wort Patientenverfügung zum erstenmal gefallen war bestätigten sich meine Befürchtungen.
Man organisierte für den ersten Sonntag des Krankenhaus-Aufenthaltes ein Krisen/Familientreffen.
Mein Schwager hatte auf unseren Rat gehört und war mit seiner Frau im Kurzurlaub gewesen hat uns sehr gefreut.War aber schnell verflogen als jetzt wo es wichtig war die Keule kam.
Als eins von nur zwei leiblichen Kindern hielt er es nicht für nötig zu erscheinen und schlimmer noch war der Kommentar "Er sei im Krankenhaus ja gut aufgehoben und Geld sei bei ihm sowieso nicht zu holen"
Entsetzen und Wut machten sich bei mir breit und meine Frau war maßlos enttäuscht das ihr Bruder sie in dieser Situation einfach im Stich ließ.
Das Leben ist häufig komisch und überraschend denn einer der beiden Stiefbrüder engagierte sich von Beginn an im selben Maß wie meine Frau.
Überraschend weil es der war zu dem wir länger keinen Kontakt hatten während der zweite(der wohl gemerkt bei meinem Schwiegervater wohnhaft war),schon zwei Tage brauchte um mal das nötigste an Klamotten ins KH zu bringen.
Was folgte waren drei Wochen Besuche,Behördengänge,Gespräche mit Ärzten und der Gedanke das wohl eine neue Wohnsituation geschaffen werden müsste.
Während meine Frau und ich vor Ort und im Krankenhaus quasi stationiert waren suchte mein Stief-Schwager nach einer Wohnung was während des Reha-Aufenthaltes meines Schwiegervaters schließlich gelungen war.
Die ca. 8 Wochen waren für meine Frau extrem anstrengend sowohl körperlich wie auch emotional und finanziell.Obwohl ich ihr stets zur Seite gestanden bin konnte ich sehen wie sie unter der Situation zu leiden hatte. Meine Wut auf den Teil der Familie der durch Abwesenheit glänzte wird ständig größer auch wenn jetzt das gröbste hinter uns liegt.
Mein Schwiegervater hat eine hübsche neue Wohnung die auf seine Möglichkeiten zugeschnitten ist und er fühlt sich dort sauwohl.
Ich bin am überlegen die zwei Herren deren Interesse an ihrem Vater/Stiefvater gegen Null geht zur Rede zu stellen.Oder anzuschreien,anzuklagen,irgendetwas zu tun das sie aufweckt.
Wüsste ich das es helfen würde ich wäre sofort dabei,da es aber unwahrscheinlich ist lasse ich das um meiner Frau eine weitere Enttäuschung zu ersparen.
Ich bin Scheidungskind mein Vater starb einsam als ich dreißig war.In den 23 Jahren zuvor hatte ich ihn nur drei oder viermal gesehen und das wird mich immer beschäftigen.
Gerade deshalb verstehe ich nicht wie man seine Eltern in der Not im Stich lassen kann.
Ich wünsche mir das meine Kinder eines Tages dieselbe Kraft für uns aufbringen wie meine Frau jetzt für ihren Vater.
Ich bin beeindruckt und stolz an der Seite dieser wunderbaren Frau Leben zu dürfen.
Selbst nach 26 Jahren Beziehung und 22 Jahren Ehe überrascht sie mich noch.
Während ich das schreibe schläft sie schon lange ;)
Glück ist einen solchen Menschen begleiten zu dürfen auf dem holprigen Weg durchs Leben und alles andere wird dadurch machbar und erscheint nie hoffnungslos.
Alles materielle,Status uä. wird überbewertet !!
Wer das ähnlich sieht oder vielleicht komplett anders denkt darf das gerne hier berichten.
Es würde mich interessieren wie ihr das seht.

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